Queere Sprache - Einfache Sprache

Ein queeres Wörterbuch in Einfacher Sprache

Das ist ein Wörterbuch in Einfacher Sprache.

Es ist noch nicht fertig.

Manchmal ist ein Sternchen mitten in einem Wort.
Zum Beispiel sieht das so aus:
Lehrer*innen
Das heißt:
alle Menschen sind gemeint.
Lehrer*innen kônnen sein:
Frauen, Nibi-Personen, agender Personen und Männer.
Aber auch ein anderes Geschlecht.
  • abled - abilisiert

    das ist Englisch und wird so ausgesprochen: ey-belt.

    oder:

    a-bi-li-siert


    Abled bedeutet: eine Person hat keine Behinderung. 

    Diese Menschen haben es oft leichter mit anderen Menschen. 

    Sie müssen zum Beispiel keine Barriere überwinden. 

    Eine Barriere ist etwas, das den Weg blockiert.

    Das heißt: Man kann nicht weitergehen oder nicht mitmachen. 

    Menschen die abled sind, bekommen nicht den Weg blockiert und können überall mitmachen. 

    Das ist ungerecht.

  • able-bodied

    das ist englisch und wird so ausgesprochen: ey-bel-bo-diht


    Menschen mit einem Körper, 

    Andere Menschen finden den Körper gesund.

    Ein Körper ohne Barrieren, man kann überall mitmachen. 

    Das ist ein Pri-vi-leg.

  • Ableismus

    A-ble-is-mus


    Das heißt

    Menschen mit Be-hinderung haben viele Nach-Teile.

    Sie dürfen oft nicht mitmachen.

    Sie werden oft beleidigt und nicht ernst genommen.

    Viele Orte sind schlecht gemacht.

    Vor allem für Menschen mit Behinderung. 

    Viele Websites haben nur schwere Sprache. 

    Ein Programm kann viele Texte im Internet nicht vorlesen.

    Auch wenn eine Gruppe sagt, sie ist offen.

    Oft gibt es dann trotzdem Ableismus.

  • Adultismus

    Erwachsene haben mehr Macht als Kinder und Jugendliche.

    Sie benutzen die Macht und nehmen junge Menschen oft nicht ernst.

    Nur weil sie jung sind.

  • A-gender

    das ist englisch und wird so ausgesprochen: ey-dschen-der


    Agender ist ein Wort für Menschen.

    Agender Menschen sagen: 

    „Ich habe kein Geschlecht.“

    Sie sind keine Frau

    Sie sind kein Mann

    Und sie sind auch nicht dazwischen. 

    Viele Menschen denken:

    Es gibt nur Männer und Frauen. 

    Aber das stimmt nicht.

    Es gibt auch Menschen, die sagen: 

    "Ich bin agender.“

    Alle Menschen wissen am besten selbst, wer sie sind. 

    Agender Menschen wollen oft nicht, dass man „er“ oder „sie“ sagt.

    Oft benutzen sie z. B. den Namen oder "dey".

  • Allo-sexuell

    Menschen die allosexuell sind, haben Lust auf Sex.

    Sie wollen mit jemandem Sex haben.

    Das muss nicht immer sein. 

    Viele Menschen denken:

    alle Menschen sind allosexuell.

    Aber das stimmt nicht.

    Menschen können sein:

    A-sexuell

    Demi-sexuell

    oder Grau-sexuell

  • Ally / Verbündete*r

    das ist Englisch und wird so ausgesprochen: Äll-Lai


    Ein Ally ist ein Mensch, der sich für Menschen stark macht.

    Obwohl er selbst nicht dazugehört. 

    Dieser Mensch hilft, hört zu, lernt und nutzt seine Vorteile.

    Die Vorteile können dann anderen Menschen helfen.

  • Aromantisch / aro

    A-Ro-Man-Tisch


    Aro Menschen haben oft keine Lust ein Liebes-Paar mit jemand zu sein. 

    Sie wünschen sich oft andere Nähe

    zum Beispiel mit Freund*innen oder mit Familie.

    Manche a-romantischen Menschen wollen Sex.

    Manche nicht.

  • Asexuell / ace

    A-Se-Xu-Ell / Ä-i-s


    Asexuelle Menschen haben kein oder wenig Bedürfnis nach Sex. Manche mögen Kuscheln, andere nicht

    Manche Menschen wollen ein Liebespaar sein,

    andere nicht.

    Es ist sehr unterschiedlich.

  • Barriere

    Das ist französisch und wird so ausgesprochen:

    Bar-ri-ä-re


    Eine Barriere ist etwas, das den Weg blockiert. 

    Das heißt: Man kann nicht weitergehen oder nicht mitmachen.

    Zum Beispiel: 

    Treppen ohne Aufzug, 

    Seiten im Internet, die ein Programm nicht vorlesen kann,
 schwierige Sprache.

    Das ist ungerecht!

  • Barrierefrei / barrierearm

    Barriere-arm / barriere -frei


    Etwas ist barriere-frei oder barriere-arm, 

    wenn alle Menschen es nutzen können.

    Egal ob sie eine Behinderung haben oder nicht

    Barrierefrei ist, wenn es gar keine Barrieren gibt.

    Überall vergessen Menschen was und dann gibt es doch Barrieren! 
Barrierefrei gibt es nicht.

    Deshalb sagt man oft lieber barriere-arm.
Das bedeutet: wenig Barrieren.

  • Be-hinderung

    Menschen mit Be-hinderung sagen oft:

    sie werden be-hindert.

    Oder: sie haben eine Be-hinderung.

    Behinderung heißt zum Beispiel:

    Menschen schreiben und reden nur in schwerer Sprache. 

    Oder: Viele Menschen planen eine Feier schlecht. 

    Sie denken nicht daran: Manche Menschen haben Krankheiten.

    Manche Menschen brauchen mehr Pausen und mehr Ruhe.

    Oft ist die Behinderung von Menschen nicht der Körper.

    Oft machen andere Menschen die Behinderung.

    Sie reden zu schwierig. 

    Oder sie bauen nicht gut.

    Oder sie planen nicht so gut.

  • Bigender

    Das ist Englisch und wird so ausgesprochen: Bi-Dschen-der


    Das bedeutet: 

    Eine Person hat zwei Geschlechter.

    Zum Beispiel männlich und weiblich.

    Das kann gleichzeitig oder abwechselnd sein.

  • BIPoC

    Das ist abgegekürzt und wird so ausgesprochen:

    BI-POK oder Bai-POK


    Das steht für: Schwarze, Indigene und andere Menschen mit dunkler Haut-farbe.

    Menschen haben unterschiedliche Haut-farben und das ist normal. 

    Aber BIPoC Menschen erleben oft Hass: 

    Dieser Hass heißt Rassismus.


    Rassismus heißt:

    Menschen hassen Menschen mit dunklerer Hautfarbe.

    Zum Beispiel: Sie nehmen sie weniger ernst 

    oder geben ihnen weniger Geld für die Arbeit. 

    Manchmal beschimpfen sie BIPoC Menschen. 

    Das ist ungerecht! 

    Menschen benutzen das Wort BIPoC* um sich zu unterstützen

    Und um gegen den Hass zu kämpfen.

  • Bisexuell / bi

    Bi-Se-xu-ell / Bi

    Bi-sexuell ist ein Wort für Menschen. Man kann auch bi sagen.

    Bi Menschen haben Lust auf Sex oder Lust ein Liebespaar zu sein,

    Und sie wollen das mit mehr als nur einem Geschlecht.

    Zum Beispiel:

    Sie finden Frauen und Nibis gut.

    Oder Männer und Frauen.

    Oder Männer und Frauen und Nibis Menschen.

    Sie fühlen das nicht immer gleichzeitig oder gleich stark. 

    Manche Menschen sind bi, manche nicht. Das ist okay.

  • BDSM

    Be-De-Es-Em


    Das ist ein Wort für Sex als Spiel.

    Oft geht es um Fesseln im Spiel oder um einen Klaps geben. 

    Das ist immer freiwillig und nur im Spiel. 

    Dieses Spiel darf man nur spielen, wenn alle Spaß haben. 

    Es muss sofort aufhören wenn jemand stop sagt.

  • Body-Shaming

    Das ist Englisch und wird so ausgesprochen:

    Bo-Di-Schäi-Ming


    Alle Menschen haben unterschiedliche Körper und das ist okay. 

    Bodyshaming bedeutet:

     Menschen beleidigen den Körper von anderen Menschen.

    Zum Beispiel: 

    Menschen sagen gemeine Sachen.

    Sie finden:

    der Körper ist falsch, er ist zu dick oder zu dünn oder anders.

    Das ist ungerecht! 

    Alle Körper sind richtig und okay.

  • Bondage

    das ist englisch und wird so ausgesprochen:

    Bon-Dätsch


    Manche Menschen fesseln den eigenen Körper.

    Oder sie wollen dass jemand anders sie fesselt.

     Fesseln kann man mit Seilen oder anderen Dingen.

    Es ist ein Spiel.

    Menschen können Lust fühlen oder sie entspannen sich besser. 

    Manchmal haben Menschen dabei Sex, aber nicht immer.

     Dieses Spiel soll immer allen Spaß machen.

    Und es muss sicher sein.

    Man darf nicht fallen und der Körper darf nicht blau werden.

    Man muss sofort aufhören, wenn jemand nicht mehr will.

    Nur dann ist es okay.

  • Care / Sorge

    Care ist Englisch und wird so ausgesprochen:

    Kää-aa


    Care-Arbeit ist Arbeit, wo sich andere kümmern. 

    Oft ist das: pflegen, putzen und zuhören.

    Diese Arbeit wird oft schlecht bezahlt 

    Meistens machen Frauen die Arbeit.

    Oder andere Menschen die schlecht behandelt werden.

  • cis

    es wird so ausgesprochen: zis


    Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, weiß man das Geschlecht nicht.

    Ärzt*innen und Hebammen schreiben trotzdem ein Geschlecht auf.

    Wenn der Mensch sprechen kann, kann er sagen, ob das richtig war. 

    Cis bedeutet: das Geschlecht wurde richtig aufgeschrieben.

    Trans bedeutet: das Geschlecht wurde falsch aufgeschrieben.

    Die Erwachsenen fragen ganz oft nicht, ob sie einen Fehler gemacht haben. 

    Oft denken sie: sie schreiben kein falsches Geschlecht auf. 

     Sie denken: cis ist normal.

    Wenn andere ein falsches Geschlecht aufgeschrieben haben:

    du bist immer okay.

    Wenn andere das richtige Geschlecht aufgeschrieben haben: 

    du bist immer okay.

  • Cis-se-xis-tisch

    Cis-sexis-tisch


    Manche Menschen wollen, dass es nur zwei feste Geschlechter gibt: Mann und Frau

    Und dass das so bleiben muss.

    Und dass keine Fehler passieren, wenn man ein Geschlecht aufschreibt.

    Menschen dürfen dann nicht sagen, wenn sie eigentlich anders sind.

    Das ist cis-se-xis-tisch.

    Das ist ungerecht!

  • Coming-out

    Das ist englisch und wird so ausgesprochen: Ka-ming-Aut

    Es bedeutet:

    herauskommen.


    Wenn ein Mensch zum Beispiel herausfindet:

    ich bin schwul, lesbisch oder trans.

    Und später erzählt der Mensch das den anderen. 

    Man darf immer selbst entscheiden, ob man das anderen erzählen will.

     Niemand darf das für andere sagen.

    Das kann sehr weh tun.

  • Community

    Das ist ein englisches Wort und wird so gesprochen: 

    Komm-juh-ni-ti.

    Es bedeutet: 

    Gruppe von Menschen, 
die etwas gemeinsam haben

    Und einander helfen.

  • Demisexuell

    Demi-sexuell beschreibt, wie Menschen fühlen.

    Demi-sexuelle Menschen wollen nicht immer Sex.

     Sie wollen das nur, wenn sie sich sehr wohl fühlen. 

    Und die andere Person besser kennen.

  • Diskriminieren


    wenn jemand dis-kri-mi-niert bedeutet das:
Jemand ist gemein zu einer anderen Person.

    Oder jemand hasst eine andere Person.

     Nur weil sie anders ist.


    Zum Beispiel:

    jemand bekommt nicht die gleiche Chance bei einer Bewerbung,

    jemand wird ausgelacht oder beleidigt

    jemand darf nicht mitmachen.

    Menschen lernen diskriminieren.

    Menschen diskriminieren oft, wenn:

    • jemand hat eine dunklere Hautfarbe.

    Dann heißt das Rassismus

    • wenn die Person queer ist.

    Dann heißt das Queer-Feind-lich

    • wenn jemand eine Be-hinderung hat.

    Dann heißt das Able-is-mus

    • oder wenn jemand arm ist.

    Dann heißt das Klas-sis-mus.


    Alle Menschen sind gleich viel wert. 

    Kein Mensch darf schlechter behandelt werden.

    Dis-kri-mi-nie-ren kann den anderen sehr weh tun.

    Dis-kri-mi-nie-ren macht die Menschen krank und arm.

  • Drag

    Das ist englisch und wird so ausgesprochen:

    duääg

    Das ist eine Form von Kunst, 

    Menschen spielen mit Geschlecht, Kleidung und Aussehen. 

    Sie zeigen: es gibt viele Arten, man selbst zu sein.

  • Einfache Sprache

    Das ist eine Sprache, die gut verständlich ist.

    Mit kurzen Sätzen und einfachen Wörtern. Sie hilft vielen Menschen beim Verstehen.

  • Nibi

    Das ist eine Abkürzung für nicht-binär.

    Manche Menschen sind keine Frau und kein Mann. 

    Sie sind ein Mann und eine Frau auf einmal.

    Oder ein Mann und noch etwas anderes. 

    Oder eine Frau und noch etwas anderes.

    Oder ganz anders. 

    Dann nutzen sie manchmal diesen Begriff

  • Endo

    Endo ist ein kurzes Wort für endo-geschlecht-lich. 

    Endo hat mit Geschlecht zu tun.  

    Endo heißt:

    Es geht um das Geschlecht.

    Und die Ärzt*innen sind ganz sicher.


    Die Ärzt*innen sagen:

    dieses Baby ist ganz sicher ein Mädchen.

    Dann ist das Baby endo.

    oder:

    dieses Baby ist ganz sicher ein Junge.

    Dann ist das Baby endo.


    Zum Beispiel:

    Ein Baby kommt auf die Welt.

    Die Ärzt*innen schreiben immer ein Geschlecht auf.

    Sie denken oft:

    Es gibt nur Mädchen und Jungen.

    Und sie denken auch:

    Ein Baby mit einer Vulva ist immer ein Mädchen.

    Sie gucken nach:

    Hat das Baby eine Vulva? 

    Ja!

    Die Ärzt*innen schreiben dann auf:

    „Mädchen“

    Das passiert oft.


    Die Ärzt*innen denken auch:

    ein Baby mit einem Penis ist immer ein Junge. 

    Sie gucken nach:

    Hat das Baby einen Penis?

    Ja.

    Die Ärzt*innen schreiben dann auf:

    „Junge“

    Das passiert oft.


    Das ist nicht immer so.

    Die Ärzt*innen sehen das manchmal nicht gut:

    Hat das Baby einen Penis?

    Oder hat es eine Vulva?

    Die Ärzt*innen gucken noch besser nach.

    Aber sie wissen es nicht

    Das Baby ist nicht endo.

    Das Baby ist inter.

    Sie schreiben dann „Di-vers“ auf oder nichts.

    Di-vers bedeutet: anders


    Ein anderes Beispiel:

    Ein Baby hat einen Penis und eine Vulva.

    Das Baby ist nicht endo.

    Das Baby ist inter. 


    Du bist endo?

    Das ist okay.

    Du bist inter?

    Das ist okay.

  • Ergänzungs-ausweis / dgti-Ausweis

    Dieser Ausweis hilft trans* und inter* Personen. 

    Er wird auch de-ge-te-i-Ausweis genannt.

    dgti heißt ein Verein. 

    Er hilft den Menschen mit ihrem richtigen Namen und ihrem richtigen Geschlecht. 

    Der Verein dgti macht diese Ergänzungs-ausweise.

    Er zeigt den richtigen Namen und das richtige Geschlecht.

  • Feminist*innen

    Feminist*innen sind eine Gruppe von Menschen.

    Diese Menschen wollen etwas verändern. 

    Die Menschen heißen dann Feminist*innen.

    Frauen, Nibis und andere Menschen 
werden oft schlechter behandelt als Männer.

    Das ist ungerecht! 

    Menschen wollen dagegen kämpfen. 

    Diese Menschen heißen Feminist*innen.

     Sie wollen: 

    Alle Menschen sollen gerecht behandelt werden. 

    Egal welches Geschlecht sie haben.

    Feminist*innen kämpfen zum Beispiel für:

    • Gleiche Rechte:

    Alle Menschen sollen die gleichen Rechte haben..

    • Gleiches Geld: 

    Alle Menschen sollen gleich viel Geld bekommen.


    • Stopp von Gewalt: 

    Menschen sollen keine Gewalt erleben müssen.

    • Putzen und Pflegen:  

    Alle sollen sich gleich viel kümmern um Kinder und Haushalt.


    • Alle Menschen überall: 

    Frauen, Enbys, trans Personen sollen überall mehr vorkommen. 

    In der Politik, in Büchern, in Filmen und in der Schule.

  • Fetisch

    Ein Fetisch ist, was ein Mensch besonders spannend oder erregend findet. 

    Oft hat es mit Sex zu tun.

    Aber es kann auch anders sein. 

    Ein Fetisch kann zum Beispiel sein:

    •  bestimmte Kleidung (wie Schuhe oder Strumpfhosen)
    • bestimmte Stoffe (wie Leder oder Gummi),
 
    • Gegenstände oder bestimmte Körperteile (wie Füße oder Haare).

    Ein Fetisch ist okay, wenn:

    • alle die mitmachen frei sagen können, was sie wollen.
    • niemand zu etwas gezwungen wird.
    • es sicher ist.
  • Gender oder Geschlecht

    Gender ist englisch und wird so ausgesprochen:

    Dschen-der.


    Gender heißt Geschlecht.

    Das meint, wie sich jemand selbst fühlt

    zum Beispiel als Mann, Frau, beides oder etwas anderes. 

    Geschlecht ist nicht nur der Körper. 

    Bei der Geburt schreiben Ärzt*innen oder Hebammen ein Geschlecht auf.

    Sie schauen das Baby an und dann raten sie.

    Dabei passieren Fehler.

    Das Baby kann direkt nach der Geburt noch nicht sprechen.

    Jeder Mensch weiß selbst das richtige Geschlecht.

    Viele Kinder wissen schon sehr früh das richtige Geschlecht.

    Manche Menschen brauchen mehr Zeit um zu sagen:

    Das ist mein richtiges Geschlecht.

  • Gender-fluid

    Das ist englisch und wird so ausgesprochen:

    Dschen-Der-Flu-id


    Das hat mit Geschlecht zu tun. 

    Gender-fluide Menschen fühlen sich nicht immer gleich.

    Ihr Geschlecht kann sich verändern.

    Von Zeit zu Zeit.

    Es kann erst eher weiblich sein 

    Oder mal eher männlich 

    Oder ganz anders.


  • Gendern

    Das ist englisch und wird so ausgesprochen:

    Dschen-dern


    Gendern heißt: 

    Die Sprache so benutzen, dass alle vorkommen.

    Die deutsche Sprache hatte lange nur Wörter für zwei Geschlechter:

    Männer und Frauen. 

     Oft hat man nur über Männer gesprochen. 

    Gendern heißt über alle Geschlechter zu sprechen. 

    In diesem Text schreiben wir zum Beispiel:

    Lehrer*innen. 

    Wir sagen damit: Alle Geschlechter sind richtig und okay.

    Alle Menschen sind gleich wichtig.

    Egal welches Geschlecht.

    Manche sagen:

    Einfache Sprache darf man nicht gendern.

    Dann wird sie zu schwer.

    Aber das stimmt nicht.

    Man kann auch gendern in Einfacher Sprache

    Und Einfache Sprache ist für alle Geschlechter da.

  • Geschlecht

    Geschlecht heißt immer, wie sich jemand selbst fühlt.

    Zum Beispiel als Mann, Frau, beides oder etwas anderes. 

    Geschlecht ist nicht nur der Körper. 

    Man fühlt das richtige Geschlecht.

    Bei der Geburt schreiben Ärzt*innen oder Hebammen ein Geschlecht auf.

    Sie gucken auf den Körper und dann raten sie.

    Manchmal machen sie Fehler.

    Das Baby kann nach der Geburt noch nicht sprechen.

    Jeder Mensch weiß selbst das richtige Geschlecht.

    Manche Menschen brauchen mehr Zeit um zu sagen:

    Das ist mein richtiges Geschlecht.

    Oder:

    Ihr habt einen Fehler gemacht.

    Mein richtiges Geschlecht ist anders. Ihr habt etwas Falsches aufgeschrieben.

  • Geschlechts-Dysphorie

    Das ist ein langes Wort und wird so ausgesprochen:

    Geschlechts-Düss-Fo-Rih


    Das ist ein unangenehmes Gefühl.

    Der eigene Körper passt nicht zum richtigen Geschlecht. 

    Oder die anderen Menschen sehen nur ein falsches Geschlecht.

     Das kann sehr traurig und wütend machen. 
Manche Menschen nehmen Medikamente damit der Körper dann besser passt.

    Oder sie gehen ins Krankenhaus.

    Dann wird der Körper dort verändert. 

    Danach muss man sich einige Monate ausruhen, damit die Narben heilen.

    Manche Menschen bekommen die Haare im Gesicht entfernt. 

    Das dauert meistens etwas länger.

    Oder manche Menschen gehen zu bestimmten Therepaut*innen für die Stimme.

    Dort lernen sie anders zu sprechen.

    Dann passt es besser zum richtigen Geschlecht. 

  • Geschlechts-Euphorie

    Das ist ein langes Wort und wird so ausgesprochen:

    Geschlechts-oi-foh-rih


    Das ist ein angenehmes Gefühl.

    Wenn andere das richtige Geschlecht sehen.

    Oder wenn man das richtige Geschlecht im Spiegel-Bild sieht.

    Viele trans Menschen haben erst später Geschlechts-Euphorie.

    Sie müssen manchmal lange kämpfen,

    Damit andere sie so sehen wie sie sind.

  • Geschlechts-ausdruck

    Das ist, wie man sein Geschlecht zeigt.

    Wir können das Geschlecht zeigen.

    Zum Beispiel:

    • mit unserer Kleidung
    • mit unserer Stimme
    • wie wir uns verhalten
    • welche Frisur wir haben
  • Grau-romantisch

    Grau-Ro-Man-Tisch

    Das ist wie Menschen Liebes-Gefühle haben.

    Grau-romantische Menschen haben nur selten Liebes-Gefühle.

    Oder sie spüren sie nur sehr schwach. 

    Grau-romantische Menschen sind nicht ganz 

    a-romantisch 

    und nicht ganz

    allo-romantisch.

  • Grau-sexuell

    Das ist wie Menschen Sex wollen. 

    Grau-sexuelle Menschen wollen nur selten Sex.

    Oder nur in ganz bestimmten Situationen. 

    Grau-sexuelle Menschen sind nicht ganz

    a-sexuell 

    und nicht ganz

    allo-sexuell.

  • hetero-sexuell

    Das Wort sagt, wie Menschen sexuelle Gefühle haben.

    Und mit wem sie ein Liebespaar sein wollen.


    Hetero-sexuelle Menschen sind zum Beispiel:

    Ein Mann will nur Sex mit Frauen haben.

    Ein Mann will nur ein Liebespaar mit einer Frau sein.

    Dann ist der Mann hetero-sexuell.

    oder

    Eine Frau will nur Sex mit Männern haben

    Eine Frau will nur ein Liebespaar mit einem Mann sein.

    Dann ist sie hetero-sexuell.


    Hetero-sexuelle Menschen werden oft mehr gemocht. 

    Viele hetero-sexuelle Menschen denken:

    sie sind besser als andere.

    Das ist ungerecht. 

    Alle Menschen sind okay und richtig.

  • homo-sexuell

    Das Wort sagt, wie Menschen romantische und sexuelle Gefühle haben. 

    Manche Menschen mögen nur Sex oder Liebe mit dem gleichen Geschlecht.

    Zum Beispiel:

    Ein Mann ist homo-sexuell. 

    Er mag nur Sex mit Männern.

    Eine Frau ist homo-sexuell. 

    Sie mag nur Sex mit Frauen.

    Eine nibi Person ist homo-sexuell. 

    Die nibi Person mag nur Sex mit nibi Personen. 

    Früher wurden homosexuelle Menschen bestraft.

    Sie wurden getötet.

    Oder sie mussten ins Gefängnis. 

    Das ist in vielen Ländern immer noch so.

    Heute werden homosexuelle Menschen oft beleidigt. 

    Das ist ungerecht! 

    Alle Menschen sind okay und richtig.

  • Inter-sektional

    In-ter-sek-tio-nal

    Das ist ein kompliziertes Wort.


    Das bedeutet: Es gibt viele Arten von Hass und Menschen schlecht machen.

     Menschen werden oft gehasst wenn sie 

    • eine Frau sind
    • trans sind
    • eine dunklere Hautfarbe haben
    • eine Behinderung haben
    • inter und trans sind
    • homosexuell sind
    • bisexuell sind.

    Menschen können auch vieles auf einmal sein.

    Dann kann der Hass noch größer und komplizierter sein.

    Dann ist der Hass inter-sektional.

    dann bekommt ein Mensch größere Probleme.

    Wenn wir zu allen Menschen nett sein wollen, müssen wir fragen:

    wie ich kann ich nett sein zu jemand?

    Zum Beispiel:

    wenn die Frau gleichzeitig 

    • trans ist
    • und eine dunklere Hautfarbe hat 
    • und eine Behinderung hat.

    Wenn ich das weiß, kann ich sehr nett zu vielen Menschen sein.

  • Inter

    Inter ist ein kurzes Wort für 

    inter-geschlecht-lich. 

    Das heißt:

     Nach der Geburt wird immer ein Geschlecht aufgeschrieben.

    Oft hat man nur „weiblich“ oder „männlich“ aufgeschrieben.

    Inter heißt:

    die Ärzt*innen finden, der Körper passt nicht zu Mädchen und nicht zu Junge.

    Zum Beispiel: 

    das Baby wird als „Mädchen“ aufgeschrieben –
der Körper hat keinen U-Te-Rus 

    Ein U-te-Rus ist im Bauch. 

    Da kann später ein Baby neun Monate wohnen und wachsen.

    Die Ärzt*innen denken:

    Jeder Körper von einem Mädchen hat einen U-te-rus.

    Manche Babies haben eine Vulva und keinen U-te-rus.

    Manchmal sind die Ärzt*innen nicht sicher.

    Was sollen sie aufschreiben?

    Dann ist das Kind meistens inter.

    Manchmal haben sie nicht gut nachgeschaut und machen Fehler.

    Dann merken sie erst später:

    Dieser Mensch ist inter.

    Alle Menschen sind wertvoll.

  • Kon-sens

    Kon-sens bedeutet: 

    Alle sagen „Ja“ zu etwas.

    Besonders wenn sich Körper berühren oder bei Sex ist das wichtig.

    Wenn jemand nichts gesagt hat oder nur vielleicht, dann ist das kein „Ja“.

    Nur ein klares "Ja" heißt Ja.

    Wenn ich jemand anfassen möchte: 

    Ich muss immer fragen.

     Nur wenn die andere Person ja sagt, darf ich das machen.

  • Leichte Sprache

    Leichte Sprache macht Texte einfacher.

    Damit alle sie verstehen. 

    Es gibt klare Regeln: 

    • kurze Sätze, 
    • keine Fremdwörter 
    • einfache Wörter.

    Viele Menschen müssen einen Text lesen und testen.

    Nur dann darf er „Leichte Sprache“ heißen.

    Viele Menschen lesen den Text.

    Wenn jemand etwas nicht versteht: 

    dann ist es keine leichte Sprache.

    Dann muss man den Text anders schreiben.

    Bis alle es verstehen. 

    Einfache Sprache ist nicht Leichte Sprache. 

    Einfache Sprache hat auch kurze Sätze und einfache Wörter.

    Aber einfache Sprache macht keinen Test.

    Dieser Text ist in Einfacher Sprache. 

    Wenn du den Text zu schwer findest, dann schreib gerne hier:

    mail@ellukijanov.eu

  • Lesbisch

    Les-bisch heißt: 

    Menschen wollen ein Liebespaar nur mit Frauen sein. 

    Oder sie wollen nur Sex mit Frauen haben.

    Menschen die lesbisch sind heißen:

    Les-ben.

    Viele Lesben sind Frauen

    Aber nicht alle. 

    Lesbisch heißt auch manchmal: 

    Frauen sind glücklich mit Frauen.

  • LSBTIQA*

    Das ist eine Abkürzung für viele queere Menschen: 

    • L: lesbisch, 
    • S: schwul 
    • B: bi
    • T: trans
    • I: inter
    • Q: queer 
    • A: asexuell, aromantisch und agender
    • *: Das Sternchen * steht für noch mehr Menschen.

    Damit niemand vergessen wird.

  • Pa-ra-graf 175

    Pa-ra-gra-fen sind Gesetze.

    Hier geht es um das Gesetz 175.

    Dieser Pa-ra-graf war ein Gesetz in Deutschland bis 1994. 

    Männer durften keinen Sex mit Männern haben. 

    Das war verboten. 

    Wer das trotzdem gemacht hat, wurde bestraft. 
Das war sehr ungerecht. 

    Diese Strafe war sehr ungerecht. 

    Menschen können heute eine Entschuldigung und Geld dafür bekommen.

  • Pa-ra-graf 218

    Pa-ra-gra-fen sind Gesetze.

    Hier geht es um das Gesetz 218. 

    Das ist ein Gesetz für Ab-trei-bung. 

    Eine Abtreibung bedeutet:

    Ein Mensch ist schwanger und will nicht mehr schwanger sein. 

    Dann kann der Mensch das beenden.

    Wenn man das beendet ist es eine Ab-treibung.

    In Deutsch-land darf man manchmal abtreiben.

    Aber es gibt Regeln:

    Bin ich schwanger?

    Man muss das schnell merken.

    Man darf nicht zu spät sein. 

    Man muss eine Be-ratung bekommen. 

    Zum Beispiel bei pro familia.

    Danach muss man drei Tage warten.

    Dann darf man abtreiben. 

    Die Abtreibung ist teuer.

    Manchmal bezahlt das Land.

    Viele Ärzt*innen machen keine Abtreibungen.

    Manche Menschen wollen diese Regeln einfacher machen,

    Vielleicht wird es leichter.

    Schwangere Menschen haben viel Stress.

    Man kann auch später ein Baby haben.

    Man kann auch kein Baby haben.

    Man kann auch ein Baby haben. 

    Jeder Mensch soll selbst entscheiden.

El Lukijanov
VLSP Zertifikatskurs 2024/2025
03.06.2025

Queere Sprache — Einfache Sprache

Teilhabe und Intersektion

Vorwort

Inhaltsnotizen: Dieser Text ist in schwieriger Sprache. Im Vorwort sind ein offen queerfeindliches Zitat und zwei ableistische Zitate. Beide sind mit teilweise gehashten Buchsta#en und kursiv. Diese Zitate sollen die Alltäglichkeit von diskriminierender Sprache veranschaulichen.

In meiner aktivistischen Arbeit rundum Queerness stoße ich seitens cis-heterosexueller Personen häufig auf deren Kritik, die queeren Menschen würden mit unseren Selbstbezeichnungen eine unnötige Distanz zur n#rmalen Bevölkerung herstellen. Filtere ich die offene Queerfeindlichkeit heraus, so begegnet mir weiterhin die Sorge, Maßnahmen zur Queersensibilisierung würden Bildungsdiskriminierung begünstigen. Dieser Vorwurf begegnet mir in vielen Varianten.

  • Queerinklusion sei altersdiskriminierend: sie würde ältere Feministinnen abhängen. Cis Professorinnen der Musikwissenschaft kritisieren meine trans* inklusive Haltung auf Panels, so zuletzt auf der Tagung der Gesellschaft für Musikforschung 2024, als ich mein Forschungsprojekt zu Stimmtransformation und Diskriminierung vorstellte. Die Aufforderung der Professorin Rebecca Grotjahn war, die offen transfeindlichen Ideologien der Frauen-Musikforscherin Eva Rieger, zugunsten Ageism-Sensibilität zu validieren.
  • Genderinklusive Sprache sei klassistisch: wir erfünden ständig neue Wörter und seien Teil einer Bildungselite, mit der die nichtakademische Bevölkerung nichts mehr zu tun hätte. Diese Vorwürfe höre ich unter anderem von Kolleg*innen auf meiner Arbeitstelle.
  • Genderinklusive Sprache sei ableistisch. Zu dieser Projekt-Recherche stieß ich häufig auf die Behauptung, Einfache Sprache sei nur verständlich genug, wenn sie im generischen Maskulinum praktiziert werde. Auch der Asterisk, der alle Menschen inkludieren will, ungeachtet ob sie in die binäre Geschlechternorm passen, soll eine Zumutung für Vorleseprogramme sein, auf die Menschen mit Behinderung häufig angewiesen sind.

Die Argumentation ist zunächst leicht zu enthebeln: Wenn eine Bewegung sich vornehmlich damit beschäftigt, den Abbau verschiedener Diskriminierungsformen zu hierarchisieren, arbeitet sie an Diskriminierung und nicht deren Abbau. Eine andere Möglichkeit, dieses Argument zu entkräften, wäre das Aufzeigen von Intersektion1 an Hand von Beispielen:

  • Ältere Menschen sind manchmal trans*. (Nicht alle sterben jung2)
  • Menschen mit Lern- und/oder Sehbeeinträchtigung sind manchmal nichtbinär.
  • Überproportional viele queere Personen sind von Armut betroffen.3

Doch die Kritik bleibt valide. In queeren Räumen und auf queeren Veranstaltungen erlebe ich mindestens strukturellen und mikroaggressiven Ableismus. 

  • Dem Unmut über queerfeindliche Erlebnisse wird mit ableistischen Pejorativen Raum gegeben. So werden queerfeindliche Menschen als m#ndr bem#ttelt und deren Ideologie als idi#tisch beschrieben. 
  • Bauliche und konzeptionelle Barrieren werden nicht oder zu spät mitgedacht, auf diese Weise ist die Teilhabe an kulturellen und politischen Veranstaltungen oftmals gar nicht oder nur unter sehr erschwerendem Aufwand für queere Menschen mit Behinderung möglich. 

Motivation

In der Beratungsstelle, bei der ich arbeite, berichten alle TINA*-Klient*innen mit Behinderung von Queerfeindlichkeit durch die Einrichtungen oder zuständigen Fürsorgepersonen. In Ermangelung an zugänglichen Alternativen sind sie der Gefahr vor cisheteronormativer Fremdbestimmung in hohem Maße ausgesetzt, sowohl über Zwangsoutings seitens der Fachkräfte als auch von Bedrängungen, nicht zu transitionieren, berichten die Klient*innen.4 Diese Beobachtungen decken sich mit der

Auf der Suche nach vor allem queersensiblem Material für die Auseinandersetzung mit Geschlecht und sexueller Bildung, begegne ich häufig TINA*-feindlichen Vokabeln wie „Transsexuell“ oder „biologisches Geschlecht“. Auch in gender- und queerinklusiv titulierten Räumen und Materialien sind solche Begrifflichkeiten zu finden. Leider konnte ich bisher nur teilweise TINA*-sensible Glossare und Materialen für Menschen mit Lernbeeiträchtigung finden.

Durch meine eigene Gehbehinderung und andere Diskriminierungsformen war es mir bisher nur möglich, kostenlose und weitgehend online zugängliche Materialien einzusehen. Die absolute Behauptung, es gäbe zu diesem Zeitpunkt keine TINA*-inklusiven Glossare und Broschüren in Einfacher Sprache, möchte ich hier keinesfalls aufstellen. 

Jedoch war dieser Missstand Motivation genug, selbst aktiv zu werden und ein Glossar zu queeren Themen in Einfacher Sprache zu beginnen. 

Zu gender- und trans* - Inklusion fand ich wenig Bestärkendes. Wenn ich Negativbeispiele fand, versuchte ich queerfeindliche, existierende Beispiele strukturell danach zu untersuchen, in welcher Art die Queerfeindlichkeit auftritt, beziehungsweise auf welchem Wege sie Eintritt in Glossare und Aussagen findet um daraus Erkenntnise abzuleiten, welche strukturell queerfeindlichen Fallstricke der Übersetzungsvorgang an sich mitbringen kann und welche Strategien ich anwenden kann um diesen Fallstricken zu entgehen. 

Leser*innen

Eine zentrale Frage beschäftigte mich immer wieder:

wer kann die Zielgruppe eines solchen Glossars sein und auf welche Weise verändern sich die Vermittlungsinhalte, je nach Zielgruppe? Die Frage nach Inklusion stellt sich für mich insbesondere dann, sobald Normen und Normative einer Vermittlung bedürfen. Abstrakt könnte das bedeuten: statt Queerness zu erklären, würde ich eine queerfeindliche Position der Gesellschaft erklären und im ungünstigen Fall rechtfertigen. Zugleich: während das Recht auf Teilhabe nicht bedeuten kann, diskriminierende Narrative zu vermitteln, ohne sie einzuordnen, so kann es umso notwendiger sein, Diskriminierung kritisch zu thematisieren. Menschen in betreuten Einrichtungen können durch die bestehende Abhängigkeit und fehlende Durchlässigkeit in Institutionen Diskriminierung und Gewalt gravierender ausgeliefert sein. Angebote zur Bestärkung und Solidarisierung sind daher angezeigt.(Schröttle et al., 2024, S. 387)

Inklusionsbedarfe

Bei der Beobachtung, wie Queerness beschrieben werden kann, lässt sich unterscheiden, ob eine mögliche queere Lebensrealität der Leser*innen in Betracht gezogen wurde oder die Adressat*innen mit Behinderungen innerhalb einer cisheteronormativen Vorannahme eine Außerperspektive unterstellt wird. Auch stellt sich die Frage, welches Lernen von Diskriminierung bereits stattgefunden hat. Menschen mit Lernbeeinträchtigungen wird jegliches romantische und sexuelle Begehren oftmals abgesprochen.5 Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung wird oft nicht oder nur sehr spät umgesetzt. Es stellt sich auch die Frage, welche Geschlechterstereotype bereits im sozialen Alltag gelernt und verinnerlicht wurden und welche sind bei den Aussagen lediglich eine Projektion seitens der Pflegekräfte, Therapeut*innen und Sozialarbeitenden. Auch stellte sich die Frage, welche Begriffe zumutbar sind in Bezug auf deren Länge und Mehrsprachigkeit. Wäre es besser, ausschließlich die kurze Form zu erwähnen?6 Queeraktivistische Begriffe sind oft aus dem Englischen entlehnt und haben keine angemessene Entsprechung in Deutscher Sprache.7 Auch sind geschlechterneutral konnotierte, TINA*-inklusive Bezeichnungen für Fortpflanzungsorgane meist auf Latein.8 
Eine andere Kritik kann am Umfang geübt werden. Auf der einen Seite können zu viele Begriffe demotivierend oder erschlagend wirken. Auf der anderen Seite schafft die Beschränkung auf wenige Begriffe erneut eine mögliche Hierarchisierung verschiedener queerer und diskriminierter Identitäten. Auch dieser Aspekt könnte seine Zugänglichkeit ebenfalls schmälern. 

Aus einer Umfrage von 2022 geht hervor, dass 48% der queeren Menschen in Deutschland Mobbing während der Schulzeit erlebt haben.9 Es ist bekannt, dass neben den psychischen Folgen, Kindern und Jugendlichen auch Teilhabe am Lernen erschwert bis verwehrt wird, wenn sie Mobbing erfahren.10 Es kann davon ausgegangen werden, dass queere Menschen daher häufiger von Bildungsdiskriminierung betroffen sind und daher ein Teil von ihnen ebenfalls von Zugängen zu Wissen in Einfacher Sprache profitieren würde, zusätzlich zur Gruppe mit Lernbeeiträchtigung. 

Reflexion

Innerhalb meiner transmännlichen, light-skinned und der Situiertheit eines Geflüchteten reflektiere ich, dass mein größtes und oftmals einziges Privileg meine kognitive und musikalische Begabung war. Hinzu kommt, dass ich mich erst seit kurzem mit Lebensrealitäten bildungsbenachteiligter Menschen beschäftige. 

Die Bedeutung des entstehenden Glossars für eine breitere Öffentlichkeit kann sich daher als marginal erweisen -- trotz meiner Bemühungen kann es sein, dass das Glossar den Anforderungen von Einfacher Sprache nicht genügen wird.11 Dennoch zeigt meine Arbeit am Glossar schon jetzt eine Wirkung: Als Berater war ich in der Lage Menschen mit Lernbeeinträchtigungen besser und effektiver zu beraten und so noch mehr TINA*-Personen einen Zugang zu Informationen zu gewährleisten. 

Zugleich sehe ich es als Chance, Geschlecht aus meiner trans Perspektive erkären zu dürfen, ohne bestimmte Umwege über die Cisnormativität gehen zu müssen.

Ich schreibe also zu Geschlecht:

"Geschlecht

Geschlecht heißt immer, wie sich jemand selbst fühlt.

zum Beispiel als Mann, Frau, beides oder etwas anderes. 

Geschlecht ist auch der Körper. 

Aber es ist auch mehr.

Man fühlt das richtige Geschlecht.

Ein Baby kommt auf die Welt. 
Ärzt*innen oder Heb•ammen schreiben ein Geschlecht auf.

Sie gucken auf den Körper.

Sie raten immer.

Sie raten oft richtig.

Aber sie raten manchmal falsch.

Ein Baby kann nicht sofort sprechen.

Jeder Mensch weiß selbst das richtige Geschlecht.

Manche Menschen brauchen mehr Zeit um zu sagen:

Das ist mein richtiges Geschlecht.

Oder:

Ihr habt einen Fehler gemacht.

Mein richtiges Geschlecht ist anders.

Ihr habt das Geschlecht falsch aufgeschrieben."


Bereits bei diesem obigen Beispiel wird deutlich, dass Geschlecht mehr als nur eine Freiheit ist und nicht allein als solche beschrieben werden kann. Die Identitäts-kategorie Geschlecht ist eine gesellschaftliche Norm und unterliegt vielen fremdbestimmenden Konventionen, die unsere Selbst- und Gesellschaftsauffassung kollektiv und/oder vereinzelt prägen. 

Hier möchte ich eine Arbeitshypothese aufstellen, nämlich, dass diskriminierende Ausschlussfaktoren mitunter auch die Teilhabe an diskriminierenden Normen verhindern können. Oder positiv formuliert: sozialer Ausschluss kann auch einen Ausschluss aus diskriminierenden Normen bedeuten. Hier könnte es daher innerhalb des Glossars notwendig sein, die Vermittlung und Erläuterung von Normativen den tatsächlichen Bedarfen anzupassen und je nach vorliegender Situation obsolete Informationen gezielt auszusparen. Die erhöhte Gefahr, psychische und körperliche Gewalt in Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen zu erleben (Schröttle et al., 2024) zeigt auch, dass Gewaltprävention in diesen Räumen dringend notwendig ist. Es besteht Bedarf, sowohl Fachkräfte als auch die Bewohner*innen zu stärken. Erst die Erfahrung der VerAnderung12 bringt den Bedarf hervor, diese strukturelle Ausgrenzungserfahrung zu benennen um sie zu transformieren. Insofern gilt hier umso mehr, in individuellen Settings initiativ mögliche Diskriminierungsformen in Erfahrung zu bringen um die Auswahl der zu vermittelnder Begriffe im Glossar anpassen zu können.

Diskussion — Kritik und Potenziale

Am Beispiel von meiner Definition zu Endogeschlechtlichkeit in Einfacher Sprache (endo) zeigte sich mir erst, welche Komplexität der Diskriminierungsform Interfeindlichkeit eigentlich zugrunde liegt. Sowohl die vermeintlich notwendige Geschlechtszuweisung bei Geburt, das Heranziehen pseudomedizinische Parameter für deren Entscheidunsfindung, die binaristische cis Norm, ableistische Körpernormen als auch die zutiefst gewaltvolle, tabuisierte Genitalverstümmelung unter dem Deckmantel einer notwendigen medizinischen Intervention — diese Normen habe ich bei meiner Begriffsdefinition von endo nur teilweise benannt.

Auch so wirkt deren Bedeutung bereits sehr dicht und für die Erläuterung eines Sachverhalts in Einfacher Sprache verhältnismäßig komplex:

"Endo 

Endo ist ein kurzes Wort für endo•geschlecht•lich.

Endo heißt:

Es geht um das Geschlecht.

Und die Ärzt*innen sind sich ganz sicher. 


die Ärzt*innen sagen dann:

dieses Baby ist ganz sicher ein Mädchen

oder:

dieses Baby ist ganz sicher ein Junge.


Dieses Baby ist dann:

endo.


Zum Beispiel:

Ein Baby kommt auf die Welt.

Die Ärzt*innen schreiben immer ein Geschlecht auf.

Für jedes Baby.

Sie denken:

Es gibt nur Mädchen und Jungen.

Und sie denken auch:

Ein Baby mit einer Vulva ist immer ein Mädchen.

Sie gucken nach:

Hat das Baby eine Vulva? 

Ja!

Die Ärzt*innen schreiben dann auf:

„Mädchen“

Das passiert oft.


Die Ärzt*innen denken auch:

ein Baby mit einem Penis ist ein Junge. 

Sie gucken nach:

Hat das Baby einen Penis?

Ja!

Die Ärzt*innen schreiben dann auf:

„Junge“

Das passiert oft.


Ärzt*innen sind sich ganz oft sicher:

Ja, dieses Baby ist ganz sicher ein Mädchen.

oder

Ja, dieses Baby ist ganz sicher ein Junge.

Dann ist das Baby endo.


Das ist nicht immer so.

Ärzt*innen fragen manchmal:

Ist das Baby ein Junge?

Sie wissen es nicht.

Ist das Baby ein Mädchen?

Sie wissen es nicht.

Die Ärzt*innen schreiben „divers“ auf. 

Das Baby ist nicht endo.

Das Baby ist:

inter.


Wie ist es bei dir?

Sind deine Ärzt*innen nicht sicher?

Dann bist du wahrscheinlich inter.

Das ist okay.


Oder:

Sind deine Ärzt*innen ganz sicher?

Dann bist du wahrscheinlich endo.

Das ist auch okay."


Eine Entscheidung war es ebenfalls, bei Identitätskategorien die Gegebenheit darzustellen und bei der entsprechenden Diskriminierungsform konkreter auf die Feindlichkeit einzugehen. Die Gefahren einer möglichen Retraumatisierung oder Verharmlosung versuche ich in jedem einzelnen Fall gegeneinander abzuwiegen und abhängig von der Situation angemessen zu entscheiden. Sollte sich das entwickelte Glossar als potenziell nützlich erweisen, dann wäre vor einer Veröffentlichung die Entscheidung zu treffen, nach welchen Kriterien das Glossar sortiert ist. Illustrationen der Texte würden die Barriere ebenfalls verringern. Hier wäre es notwendig, eine Person zu finden, die sich erklärt, diese gestalterische Aufgabe mit mir im Ehrenamt zu übernehmen.

Auch stelle ich mir die Frage, in welcher Form dieses Glossar zugänglich gemacht werden kann. Eine gedruckte Broschüre hätte den Vorteil, Menschen ohne Internet oder technische Geräte zu erreichen. Gleichzeitig stiege ein Materialverbrauch, denn begriffe können obsolet werden oder das Format, zumal sich Sprachen stets im Wandel befinden. Das gilt sowohl für die (zuweilen noch ableisti-sche und exkludierende) Sprache in queeren Räumen als auch die (zuweilen noch queerfeindliche 13) Einfache Sprache.

Illustrationen der Texte würden die Barriere ebenfalls verringern. Hier wäre es notwendig eine Person zu finden, die sich erklärt, diese gestalterische Aufgabe mit mir im Ehrenamt zu übernehmen. Eine Website hätte hingegen den Vorteil, dass Artikel leicht aktualisiert werden könnten und das Glossar das Potenzial hätte stetig anzuwachsen. Diese Website nach den aktuellen Richtlinien für barrierefreie Webinhalte14 zu gestalten, wird eine machbare Aufgabe für mich darstellen. Alles in allem, kann ich mir vorstellen, Ausschnitte dieses Glossars in Einfacher Sprache innerhalb meines Abschlussvortrags zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.


Literatur:

1

Crenshaw, K. (1991). Mapping the Margins: Intersectionality, Identity Politics, and

Violence against Women of Color. Stanford Law Review, 43(6), 1241. https://doi.org/10.2307/1229039

2

De Blok, C., Cm, W., Van Velzen, D., As, S., Nm, N., Lj, G., Bp, K. & Heijer, M. D. (2022).

Mortality trends over five decades in adult transgender people receiving hormone

treatment: a report from the Amsterdam cohort of gender dysphoria. Yearbook Of

Pediatric Endocrinology. https://doi.org/10.1530/ey.19.6.16

3

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend & LSVD+ – Verband Queere

Vielfalt e.V. (2025). Neunter Altersbericht: Alt werden in Deutschland – Vielfalt der

Potenziale und Ungleichheit der Teilhabechancen. In https://www.lsvd.de/media/doc/13949/neunter-altersbericht-bundestagsdrucksache-data.pdf Nr. 20/14450).

4

Ergänzend fand ich Zahlen zu gewaltbetroffenen, diversgeschlechtlichen Personen mit

Behinderung in Einrichtungen bei

Schröttle, M., Arnis, M., Kraetsch, C., Homann, T., Herl, T., La Guardia, T., Weis, C.,

Lehmann, C., Institut für empirische Soziologie, Bundesministerium für Familie, Senioren,

Frauen und Jugend & Bundesministerium für Arbeit und Soziales. (2024, S. 273). Gewalt

und Gewaltschutz in Einrichtungen der Behindertenhilfe - Langfassung. https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/Forschungsberichte/gewalt-und-gewaltschutz-in-einrichtungen-der-behindertenhilfe-lang.pdf?__blob=publicationFile&v=2

5

In unserer Beratungsstelle rufen Eltern und Betreuungspersonen oft mit dem

ausgesprochenen Wunsch an, die Vermittlung von Sexualität und Körper auf ein

Mindestmaß zu beschränken.

6

am Beispiel von bisexuell und pansexuell: nur bi und pan benennen.

7

z.B. Ally

8

z.B. Uterus statt Geb#r-mutter

9

LGBTI Survey Data Explorer. (2024, 28. Juni). European Union Agency For Fundamental

Rights. Abgerufen am 4. Juni 2025, von h https://fra.europa.eu/en/publications-and-resources/data-and-maps/2020/lgbti-survey-data-explorer?locale=EN&dataSource=LGBTI&media=png&width=740&topic=2.+Discrimination&question=DEXschool_bully_2&subset=AllSubset&country=DE&superSubset=0--All&plot=inCountry&M2V=inCountry

10

The United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO)

(Hrsg.). (o. D.). Defining school bullying and its implications on education, teachers and

learners. https://www.unesco.org. Abgerufen am 4. Juni 2025, von https://www.unesco.org/en/articles/defining-school-bullying-and-its-implications-education-teachers-and-learners

11

Netzwerk Leichte Sprache e.V. (2022). Die Regeln für Leichte Sprache. Abgerufen am 4.

Juni 2025, von https://www.netzwerk-leichte-sprache.de/fileadmin/content/documents/regeln/Regelwerk_NLS_Neuauflage-2022.pdf

12

Reuter, J. (2002). Ordnungen des Anderen. In Sozialtheorie. https://doi.org/10.14361/9783839400845

13

in einem Wiki-Nachschlagewerk für Einfache Sprache fand ich: „Transgender sind

Menschen. Zum Beispiel: Männer, die sich als Frauen fühlen. Frauen, die sich als Männer

fühlen.“ Transgender. (o. D.). In Hurraki.de. Abgerufen am 4. Juni 2025, von https://hurraki.de/wiki/Trans%C2%ADgen%C2%ADder

14

Bundes, P. B. D. D. D. (2025, 30. April). Web Content Accessibility Guidelines 2.1 (WCAG

2.1). Portal Barrierefreiheit der Dienstekonsolidierung Des Bundes. https://www.barrierefreiheit-dienstekonsolidierung.bund.de/Webs/PB/DE/gesetze-und-richtlinien/wcag/wcag-node.html